Selbstfindung oder unbekannter Weg bei LC

Heute las ich einen Bericht, in dem eine LC Betroffene schreibt, dass sie die Krankheit im Moment, wie sie es nennt, ähnlich wie einen «Selbstfindungstripp» anschauen möchte. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Frau es so erlebt, das möchte ich ihr von Herzen gönnen.

Aber die Realität kann auch anders sein, im Moment anders, hoffe ich. Aus diesem Grund habe ich auf den Artikel folgendes geantwortet:

 

….du hast recht, "ich bin nicht die Krankheit, nicht mein Beruf, nicht meine Leistung". Stimmt. Aber meine Persönlichkeit, das bin ich, das ist in mir, genauso wie die Freude an Familie, am Beruf, Hobbys oder wie Trauer, Verlust und Krankheit gegenwärtig in mir sind, und genauso wie die kleinen Wunder jeden Tag, die Freude machen und mir Hoffnung geben. Damit lebe ich in meinem "neuen, fremden" Leben. "Selbstfindungstripp" würde ich dies nicht nennen, im Selbstfindungstripp ist man agierend, hat man die Energie, sei es positive oder negative, die wie ein Antrieb funktioniert, doch hier fehlt dieser Antrieb, beziehungsweise, der Antrieb wird nicht wirksam. Für mich fühlt es sich an, wie der Weg in ein unbekanntes Land, mit meinem Körper der sich total verändert hat, mit fremden kognitiven Einschränkungen, nicht anzapfbaren Ressourcen, die zwar reichlich da wären, aber momentan nicht mehr einsetzbar sind, und ohne Feldstecher, mit dem ich das Ziel erkennen kann! Und, wenn ich ehrlich bin (und das ist gesund!) finde ich dies echt "sch... " Ich habe eine tolle Familie, stehe jedoch daneben, habe ein gutes Umfeld, kann es aber nicht pflegen, habe viel Zeit, kann sie aber nicht wirklich nutzen. Kurz gesagt ich brauche die Kraft, um zu überleben. Und so geht es Unzähligen! Das finde ich traurig, das ist traurig. 🙁Was mir hilft ist, dass ich mich jeden Morgen hinsetze und einen Dankesbrief an den schreibe, der Himmel und Erde gemacht hat. Ich danke für das Wetter, die Möglichkeit im warmen Wohnzimmer zu sitzen, dass ich wieder schreiben kann, hören, lesen, denken, mich an kleinen Dingen freuen kann, und dass ich in einem Land wohne, in dem mir Ärzte zur Verfügung stehen, Medikamente da sind, es Physio und Ergo gibt, dass Ruhe herrscht in der Nacht usw. und da kommt dann trotz dem Leid doch immer einiges zusammen und gibt mir neuen Mut und Hoffnung für mich, für uns....

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